KREIS BERGSTRASSE – „Der Beruf ist toll, ich bin froh, dass ich nicht Richterin geworden bin.“ Julie Schmitt wird am 16. Februar, Sonntag, 9.30 Uhr, im Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Hofheim von Pfarrer Stephan Arras, Propst der Propstei Starkenburg, zur Pfarrerin ordiniert – und die 28-Jährige, die von Februar 2023 bis Ende des vergangenen Jahres in der Ried-Gemeinde ihr Vikariat gemacht hat, zieht eine durchweg positive Bilanz ihres bisherigen Berufsweges, auf dem schon die nächste Station wartet: Gegenwärtig absolviert sie im Nachbardekanat Worms-Wonnegau und dort in der Krankenhausseelsorge des Klinikums Worms einen Teil ihres Spezialvikariats. Am 1. März verlässt Julie Schmitt dann jedoch Deutschland. Die junge Pfarrerin zieht in die Schweiz auf einen Bauernhof, der von einer christlichen Lebensgemeinschaft bewirtschaftet wird, dieser Aufenthalt ist ebenfalls Bestandteil des Spezialvikariats. Anschließend wird sie voraussichtlich in ihrer neuen Heimat ihre erste Pfarrstelle antreten.
Ihr Bruder lebt bereits in der Schweiz, auch die Eltern tragen sich mit dem Gedanken einer Auswanderung dorthin, es sind also familiäre Gründe, warum das „Großstadtkind“ – geboren und aufgewachsen ist Julie Schmitt in Frankfurt am Main – nicht im Evangelischen Dekanat Bergstraße beziehungsweise in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau als Pfarrerin arbeiten wird. Die Entscheidung, doch nicht Jura, sondern Theologie zu studieren, um Pfarrerin und nicht Richterin zu werden, die ist in Afrika gefallen: Nach dem Abitur machte Julie Schmitt zwei Gemeindepraktika, eines davon in ihrer Heimatkirchengemeinde, der Andreasgemeinde in Niederhöchststadt, das andere in der Partnergemeinde Nairobi Chapel, einer kenianischen Gemeinde in Nairobi. Nach der Rückkehr stand der Berufswunsch Pfarrerin unverrückbar fest und Julie Schmitt studierte an der Universität Heidelberg Theologie. Bestärkt dabei haben sie auch die guten Erfahrungen in der Andreasgemeinde Niederhöchstadt, wo die ursprünglich in einer Freikirche sozialisierte Julie Schmitt auch getauft wurde und sich in der Jugendarbeit engagierte. Die Verantwortlichen der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen „haben meine Talente gesehen, mich ermutigt und gefördert“.
Nach dem ersten Examen schloss sich mit dem zwei Jahre währenden Vikariat die praktische Ausbildung zur Pfarrerin an. Mit Pfarrerin Sonja Mattes – seinerzeit noch Referentin für theologische Ausbildung der EKHN, mittlerweile Dekanin des Dekanats Bergstraße – hatte sie besprochen, „dass mir die Gegend, in die ich komme, egal ist – nur eine Bahnstation muss es geben, weil ich noch keinen Führerschein hatte“. Julie Schmitt kam nach Hofheim/Ried – und fühlte sich dort vom Start weg wohl: Gemeindepfarrer Holger Mett „war ein super Lehrpfarrer“, voll des Lobes ist Julie Schmitt auch für ihre Mentorin an der örtlichen Grundschule: Beide Anleitenden verfügten über viel Erfahrung, so Julie Schmitt, gaben ihr stets Rückendeckung. „Ich konnte mich ausprobieren.“ Auch die Kirchengemeinde und ihr Vorstand „haben mich herzlich aufgenommen“. Sie sei in dem Lampertheimer Ortsteil „auf bodenständige, ehrliche und liebenswerte Menschen“ getroffen. Wenn sie jetzt in die Schweiz umsiedele, dann bedeute das nicht zwangsläufig, dass sie der EKHN für immer den Rücken zuwende. Julie Schmitt schließt nicht aus, dass sie wieder zurückkehrt. Zehn Jahre hat sie nach der Ordination Zeit dazu. „Jetzt aber lerne ich erst einmal Schweizerdeutsch.“ zg
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