LAMPERTHEIM/BÜRSTADT – Die beiden Nachbarstädte wollen mit „Smart City“ fit für die Zukunft werden und haben dafür vom Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation aus dem Programm „Starke Heimat Hessen“ 2,475 Millionen Euro Fördermittel bekommen – eine Förderquote von 90 Prozent. Wie die Bürstädter Projektleiterin Corina Strohmenger im Gespräch mit dem TiP mitteilte, müssen die Gelder in der zweijährigen Projektlaufzeit bis zum 31.12.2025 genutzt werden. Am kommenden Montag wird sich Digitalministerin Kristina Sinemus gemeinsam mit Bürgermeisterin Barbara Schader im Beisein der Presse auf dem Bildungs- und Sportcampus über die Umsetzung informieren. In den bisherigen anderthalb Jahren haben die beiden Städte vorzeigbare Fortschritte mit ihrer interkommunalen „Smart City“-Strategie erreicht, die bei Informationsveranstaltungen an zwei Tagen letzter Woche in beiden Städten von den beteiligten Teams beider Stadtverwaltungen und der beauftragten Fachfirma präsentiert wurden. Die Bevölkerung war eingeladen, sich anhand praktischer Beispiele und Modelle über die Funktionsweise und Ziele zu informieren. Infotafeln mit Sensoren und ein Dashboard veranschaulichten das Projekt. Die Lenkungsgruppe mit jeweils zwei städtischen Mitarbeitern aus Bürstadt (Rainer Stöckel und Corina Strohmenger) und Lampertheim (Sabine Vilgis und Christian Pagelkopf) stand für Fragen bereit.
Foto: Hannelore Nowacki
Am Mittwoch letzter Woche waren die Teams zum Auftakt in der alla hopp!-Anlage, einige interessierte Bürger seien gekommen, jedoch nicht so viele wie erwartet. Aber das Fernsehen war da, die Hessenschau berichtete am Abend und im Radio sei ein Interview gesendet worden, erzählte Strohmenger. Am nächsten Tag bauten die Teams ihre Präsentation am Dorfgemeinschaftshaus in Hüttenfeld auf, allerdings nicht mit viel Resonanz wie sich auch in den zwei Stunden zur Mittagszeit in Hofheim am Bürgerhaus zeigte. Danach reisten die Teams weiter in den Lampertheimer Stadtpark. Für Kinder standen Bobbycars bereit zum Einparken in die liebevoll gestalteten kleinen Parkbuchten. Die kleinen Schilder mit dem großen weißen P auf blauem Grund hatte der Bauhof hergestellt. Sensoren auf dem Boden signalisierten ans Dashboard „Parkplatz belegt“. Zukünftig soll ein digitales Parkraummanagement die Parksituation optimieren, Sensoren sollen freie Sonderparkplätze für Frauen, Behinderte und mit E-Ladestrom melden. Kontinuierliche digitale Verkehrszählungen in beiden Städten sollen die Verkehrsströme zentral auf dem Dashboard darstellen.
Das Dashboard – auf dem Bildschirm sehen, was los ist
Auch die Bürger sollen nach Projektende direkt von den Informationen über die Homepage der beiden Städte und weitere noch nicht aktivierte Adressen profitieren. Die gewonnenen Daten sind übersichtlich in Echtzeit auf Bildschirmen dargestellt, damit Verwaltung und andere betroffene Stellen schnell handeln zu können – zum Beispiel wenn Sensoren im Waldgebiet der beiden Städte einen Waldbrand erkennen und melden. Frühzeitig stellen Sensoren Glatteisgefahr fest, der Winterdienst wird zielsicher aktiv. Für Umwelt und Verkehr kommen weitere Mess-Sensoren zum Einsatz: Schadstoffe in der Luft werden identifiziert, um Gegenmaßnahmen im Stadtverkehr zu ermöglichen. Bei Gewässern wie dem Altrhein werden Wasserqualität und Pegelstände gemessen, ein flächendeckendes Klimanetz soll in Echtzeit Daten sammeln, um geeignete Maßnahmen anzugehen.
Das begeistert auch die Bürstädter Klimamanagerin Michelle Ohl. Neben dem Dashboard mit Daten für Verwaltung und externe Nutzer wird als weiteres Teilprojekt eine „Urbane Datenplattform“ als Herzstück der interkommunalen „Smart City“-Strategie aufgebaut. Sabine Vilgis, Leiterin der Technischen Betriebsdienste in Lampertheim, erklärte die Vorteile: Bodenfeuchte-Sensoren in Grün- und Parkanlagen melden, wann Bäume und Pflanzen Wasser brauchen – die Technischen Betriebsdienste der Stadt Lampertheim und die Bauhofmitarbeiter der Stadt Bürstadt können das knappe Gut Wasser zielgenau und sparsam anwenden. Die Sensoren, mit Langzeit-Akkus ausgestattet, arbeiten über ein Funknetz, Kabel müssen nicht verlegt werden.
Sensoren schon im Einsatz – unsichtbare Helfer
Schritt für Schritt gehe es seit zwei Jahren voran, viele Sensoren seien angebracht, berichtete Digitalexpertin Strohmenger. Man habe Erkenntnisse gewonnen, Ausschreibungen erfolgreich abgeschlossen. Für die Geschwindigkeit bei den beiden Riedstädten fand Bastian Hiergeist, Berater der Fachfirma ZDE aus Westhausen bei Aalen, anerkennende Worte. Hunderte der digitalen Helfer wurden installiert, Lampen umgestellt, Test werden durchgeführt. Mit erkennbarer Vorfreude wird mitgeteilt: Danach ist nicht das Ende. Es soll weitergehen, mit zu beantragenden Fördermitteln. Erfahrung mit den steuerbaren Helfern für mehr Effizienz und Einsparen von Ressourcen gibt es schon seit einigen Jahren: In Bürstadt ist das sanierte Bahnhofsumfeld hell illuminiert und auf dem Bildungs- und Sportcampus werden die Wege nach Bedarf beleuchtet – wer hier geht, bekommt Licht. Im Lampertheimer Stadtpark sind die smarten Lampen seit drei Jahren in Betrieb mit Licht nach Bedarf. Dunkle Angsträume sollen durch bedarfsgerechte Beleuchtung ihre furchteinflößende Wirkung verlieren. Auch die Kaiserstraße wird intelligent beleuchtet.
Hannelore Nowacki
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