Aufklärung auf Augenhöhe dank Projekt „Mit Sicherheit Verliebt”

Das Projekt „Mit Sicherheit Verliebt” stieß bei allen beteiligten in der Alfred-Delp-Schule auf Begeisterung. Foto: Benjamin Kloos
LAMPERTHEIM – Sexualität ist auch und gerade für Jugendliche ein bedeutendes Thema – dabei ist es wichtig, Schülerinnen und Schüler altersgerecht über sexualitätsrelevante Themen zu informieren. Dieser Aufgabe stellt sich das Projekt „Mit Sicherheit Verliebt”. Dieses von Studierenden geleitetes Sexualaufklärungsprojekt möchte Jugendliche der Jahrgangsstufe 6 bis 10 darin unterstützen, eine selbstbestimmte und reflektierte (gesunde) Beziehung zu ihrer Sexualität zu entwickeln. Grundlagen hierfür sind unter anderem die neuesten Erkenntnisse der medizinischen Forschung. Bundesweit engagieren sich über 850 Studierende rein ehrenamtlich neben dem Studium für eine bessere Sexualaufklärung und den Abbau von Stigmata in Schulen – darunter auch rund 40 in Heidelberg. So werden jedes Jahr über 18.000 Jugendliche in ganz Deutschland erreicht.
Einige von ihnen waren am Freitag in der Alfred-Delp-Schule zu Gast, um den 9. Klassen des Realschulzweiges Aufklärung auf Augenhöhe zu bieten. Denn ein wesentlicher Vorteil des Projektes ist, dass die Studenten, welche altersgerecht über sexualitätsrelevante Themen informieren, vom Alter her wesentlich näher an den Schülerinnen und Schülern sind als beispielsweise die Lehrer, wie sowohl die Mitglieder des Projektes als auch die Schülerinnen und Schüler selbst hervorhoben. Die Schüler konnten hierbei – ohne die Anwesenheit der Lehrerinnen – konkrete Fragen stellen und wichtige Informationen rund um ihrer eigene Sexualität erhalten.
„Wir freuen uns, hier sein zu können und wir hatten hier heute tolle Schülerinnen und Schüler, die viel Interesse gezeigt haben”, so die verantwortlichen Studenten in einem Rückblick zu der Premiere des Projektes im Kreis Bergstraße, welches auch an anderen Schulen fortgeführt werden soll. Statt auf Frontalunterricht wurde auf interaktive Methoden gesetzt, die auch zur Selbstreflexion anregen sollen. Vertrauen ist dabei von großer Bedeutung, daher muss keine Schülerin und kein Schüler etwas sagen, das sie oder er nicht möchte.
„Wir bemühen uns bei unseren Schulbesuchen darum, sowohl ein breites Grundlagenwissen zu vermitteln als auch auf die spezifischen Fragen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen”, so die Studenten. Themen waren neben der Verhütung und der Schwangerschaft auch Grundlagen in der Anatomie, ein differenzierter Umgang mit dem eigenen Körper, der Menstruationszyklus, die Pubertät aber auch Geschlechtskrankeiten. Wichtig ist uns immer auch der LGBTQ*-Bereich und wie man Zustimmung ausdrückt. Hierbei spielt das Vokabular eine wesentliche Rolle, um über diese Themen reden zu können.” Zwei Schulstunden fand zudem eine Trennung nach Geschlechtern statt, wobei den Mädchen der Besuch beim Frauenarzt und den Jungen besonders die Hodenkrebsvorsorge näher gebracht wurde – und wie man ein Kondom überzieht.
Im Fokus standen zudem die Körperzonen und hierbei die Frage, „wo ich bemüht werden darf und wo nicht” und in diesem Zusammenhang auch das Recht am eigenen Bild, beispielsweise bei Instagram.
Bei den Schülerinnen und Schülern stieß das Projekt auf Begeisterung: „Wir konnten sehr offen und vertraut reden. Anfangs war es etwas komisch, wurde aber immer angenehmer. Und wir konnten ganz andere Fragen stellen als in Bio, es war eine sehr schöne Erfahrung”, so eine Schülerin. „Hier hatten wir Personen, mit denen man eine Verbindung hat, denen man eine Frage stellen konnte, die nur uns Jungs betreffen”, ergänze ein Schüler.

Auf Augenhöhe mit den Schülerinnen und Schülern: Studentinnen und Stunden des Projektes „Mit Sicherheit Verliebt” informierten altersgerecht über sexualitätsrelevante Themen. Foto: Alfred-Delp-Schule
Und auch die Lehrerinnen begrüßten dieses sinnvolle Projekt. „Hier konnten viele Fragen direkt gestellt werden, für die wir im regulären Biologieunterricht keine Zeit haben. Es freut uns, dass es den Schülern so gut gefallen hat.”
Der Gynäkologe Dr. med. Carl-Michael Bergner, der sich als Experte ebenso wie Bürgermeister Gottfried Störmer ein Bild über das Projekt machte, betonte die Besserung dieser „wertvollen Arbeit. Es gibt immer noch viele ungewollte Schwangerschaften, die man verhindern könnte, wenn man Jugendliche praxisorientiert anleitet, so wie dies hier geschieht.” Gleichzeitig verwies er darauf, dass die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs sehr wichtig sei, sowohl für Mädchen als auch für Jungen. „Auch nach dem ersten Verkehr ist es hierfür nicht zu spät”, betonte er abschließend und stieß auf offenen Ohren – denn auch dieses Thema wird immer wieder von den Studenten angesprochen. Benjamin Kloos