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09.27 Uhr | 11. Juli 2019
Arbeit der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Kreises Bergstraße und Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Diakonischen Werks vorgestellt

Erfolgreiche Kooperation – kostenlose Erziehungsberatung

Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz im Gespräch mit dem Leiter der kreiseigenen Beratungsstelle Frank Occhionero und Irene Finger, Leiterin des Diakonischen Werks Bergstraße, verantwortlich für die personelle Trägerschaft der EFL-Beratungsstelle mit Berater Jochen Schanz. Foto: Hannelore Nowacki

LAMPERTHEIM – Die Beratungsstelle in der Blücherstraße 26 ist eine bekannte Adresse in Lampertheim und in der Riedregion, viele Menschen haben hier Rat und Hilfe gefunden. Die Verantwortlichen stellten am Mittwoch den Jahresbericht 2018 vor und informierten die Presse über die Wiederbesetzung der Stelle für Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL). An der Pressekonferenz nahm die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz teil, die die Gesprächsrunde mit dem Jugendamtsleiter Kai Kuhnert, der Leiterin des Diakonischen Werks Bergstraße Irene Finger und dem Leiter der Beratungsstelle Frank Occhionero sowie dem neuen EFL-Berater Jochen Schanz eröffnete. Stolz betonte, dass die Beratungsstelle als  kostenloses niederschwelliges Angebot rege in Anspruch genommen werde. Die Ratsuchenden fänden hier kompetente Ansprechpartner, die alle der Schweigepflicht unterliegen. Die EFL-Stelle des Diakonischen Werks werde von der evangelischen Kirche Hessen-Nassau finanziert, der Kreis Bergstraße trage die Sachkosten – eine erfolgreiche Kooperation, die seit vielen Jahren gut funktioniere. Eine Win-Win-Situation und ein beispielhaftes Organisationsmodell sieht auch Irene Finger vom Diakonischen Werk in diesem Bereich der Beratung. Stolz informierte über die 2019 neu konzipierte Schulsozialarbeit des Kreises Bergstraße für die Gymnasien. Die Organisation erfolge über die kreiseigene Erziehungsberatungsstelle in der Blücherstraße mit einer zusätzlichen Kraft. Der Leiter der Beratungsstelle Occhionero gab einen Überblick über die Angebote, die sich an Familien, Eltern, Kinder, Jugendliche, Paare und Einzelpersonen richten. Darüber hinaus gebe es Gruppenangebote für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien, mit Jugendlichen und Erwachsenen. „Herausforderung Erziehungsalltag“ war ein Elternkurs-Angebot. In der Erziehungsberatung sind nach seinen Angaben 6 Personen tätig, teilweise in Teilzeit. Seit April ist Jochen Schanz in der Beratung tätig, in absehbarer Zeit soll ein weiterer Mitarbeiter für das Angebot an den Gymnasien vor Ort eingestellt werden. Im vergangenen Jahr hat die Beratungsstelle 541 Fälle bearbeitet, davon 83 in der Außenstelle Viernheim. Die Fallzahlen seien im Jahresvergleich konstant, im Durchschnitt seien es 525 Anfragen jährlich. 95 Prozent der Fälle kommen aus dem Ried, davon 45 Prozent aus Lampertheim. Groß-Rohrheim ist mit 3 Prozent, Biblis mit 8 Prozent und Bürstadt mit 17 Prozent in der Statistik vertreten, Viernheim mit 25 Prozent. Schwerpunkt der Beratungen sind mit 35 Prozent Trennung und Scheidung, gefolgt von Erziehungsfragen mit 26 Prozent, bei 13 Prozent der Fälle geht es um emotionale Probleme der Kinder und Jugendlichen. Am häufigsten ist die  klassische Familie mit 41 Prozent in der Beratung vertreten, 40 Prozent sind Alleinerziehende. Meistens werden die Mütter mit der Anmeldung aktiv (69 Prozent), 42 Prozent der Beratungen kommen durch Eigeninitiative der Eltern zustande, auch über Soziale Dienste, Gerichte oder Schulen und Kitas kommen Eltern und Kinder zur Beratung. In 70 Prozent der Fälle findet das Erstgespräch innerhalb eines Monats statt. Jugendliche, die sich häufig persönlich anmelden, sollen zeitnahe einen Termin bekommen, erklärte Occhionero. Zwei Drittel der Beratungen sind nach drei bis vier Monaten beendet. Mehr Verunsicherung durch den gesellschaftlichen Wandel stellt Occhionero fest, damit verbunden mehr Klärungsbedarf. „Das ist meine Wahrnehmung“, meinte der Leiter der Beratungsstelle.  Mit Veranstaltungen geht die Beratungsstelle an die Öffentlichkeit, darunter Informationsveranstaltungen für Lehrer und Erzieher, Berufspraktikanten und Alleinerziehende. In Lampertheim beteiligt sich die Beratungsstelle an den Schulen bei Projekttagen und am Realschultag. Unter dem Motto „Echt fair“ gab es eine Gewaltpräventionsausstellung. Mit anderen Einrichtungen im  Kreis Bergstraße ist die Beratungsstelle in mehreren Themenarbeitskreisen vernetzt. In Kindertagesstätten fanden 15 Fallbesprechungen statt. Eheberater Jochen Schanz nannte Zahlen aus seiner Beratungstätigkeit. 84 Prozent der Ratsuchenden, zu 50 Prozent im Alter von 35 bis 50 Jahren,  kommen aus dem Kreis Bergstraße und müssen bis zu ihrem ersten Termin bis zu zwei Monate warten. Auch diese Beratungsleistung ist kostenlos. Der Diplom-Sozialpädagoge ist als systemischer Therapeut für lösungsorientierte Kurzzeittherapie ausgebildet und verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Ehe-, Familien- und Lebensberatung wie auch auf verschiedenen Feldern der Jugendhilfe. Längerfristige Therapien seien jedoch nicht zu leisten, schränkte er ein. In den Beratungen gehe es zum einen um Probleme mit dem Partner, zum Beispiel Streitverhalten, Auseinanderleben oder Kommunikationsstörungen. Ein anderer Schwerpunkt sind persönliche Anlässe wie emotionale Probleme, kritische Lebensereignisse oder Selbstwertproblematik. Dezernentin Stolz wies darauf hin, dass die niederschwelligen Angebote zum Wohle von Kindern und Familien und auch präventiver Natur seien – ein Ansatz, der letztlich auch volkswirtschaftlich sinnvoll sei. Hannelore Nowacki

 

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