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Fr., 07. Februar 2014, 10:37 Uhr
NGA-Ausbau unumgänglich: Machbarkeitsstudie informierte über Sachstand, Bedarf und Möglichkeiten
In Lampertheim herrscht in Sachen Breitbandversorgung eine Zweiklassengesellschaft
Dr. Beate Rickert (r.), Geschäftsführerin der Beratungsfirma KPR stellte das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zum NGA-Ausbau Mittelzentrum Ried, Einhausen und Lorsch (Breitbandstudie) im Rahmen der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vor. Foto: Eva Wiegand
LAMPERTHEIM – In Lampertheim herrscht in Bezug auf schnelle Internetverbindungen eine Zweiklassengesellschaft - das war das Ergebnis der Machbarkeitsstudie der Frankfurter Beratungsfirma KPR. „In Lampertheim gibt es eine sehr inhomogene Struktur. In Teilen herrscht eine relativ gute Versorgung, wo es ländlicher wird, ist die Versorgung schlechter“, nahm KPR-Geschäftsführerin Dr. Beate Rickert gleich das Ergebnis der durchgeführten Studie vorweg. Am Mittwochabend stellte sie die „Machbarkeitsstudie zum NGA-Ausbau Mittelzentrum Ried, Einhausen und Lorsch“ im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung vor und ging nach einer kurzen Darstellung der Gesamtsituation der beteiligten Kommunen explizit auf den Lampertheimer Sachstand ein. Während die Kernstadt und Neuschloss aufgrund der vertretenen großen Versorger Telekom und Unitymedia relativ gute Bandbreiten erreichen, sieht es in anderen Teilen Lampertheims eher schlecht aus. In Hüttenfeld herrscht die genannte Zweiklassengesellschaft, in Hofheim und Rosengarten ist die Bandbreite sehr niedrig. In vielen Teilen erreichen die Internetverbindungen gerade einmal eine tatsächliche Bandbreite von einem Megabit pro Sekunde und liegen damit weit unter der Grundversorgung von zwei Megabit pro Sekunde, stellte Rickert fest. Auch ortsansässige mittelständische Unternehmen seien nicht besser versorgt als die Privathaushalte. Bis zum Jahr 2018 soll es laut Bundesregierung in Deutschland allerdings eine flächendeckende Grundversorgung mit mindestens 50 Megabits geben. Diese große Diskrepanz mache eine schnelle Entscheidung erforderlich und könne nur über Glasfaser erreicht werden. „Denn der persönliche Bedarf wird steigen“, betonte Rickert und stellte im Anschluss dann mehrere Varianten zur Beseitigung der Unterversorgung vor, erklärte Vor- und Nachteile und gab eine Handlungsempfehlung.
Nach der Studie könnten die Kommunen in Eigenrealisierung den Ausbau des Netzes vornehmen und dann an private Betreiber und Vermarkter vermieten. Bevor das Mittelzentrum Ried, Einhausen und Lorsch überhaupt tätig werden darf, musste eine sogenannte Markterkundung durchgeführt werden. Dabei wurde geprüft, ob sich nicht ein Privatunternehmen findet, das den Ausbau übernimmt und finanziert. „Wir haben alle in Betracht kommenden Unternehmen angeschrieben. Keiner will flächendeckend aktiv werden“, berichtete Rickert.
Als zweite Variante nannte Rickert die Zuschusslösung. Dabei bauen Unternehmen wie Telekom oder Unitymedia mit eigenen Finanzmitteln sowie Zuschüssen der Kommunen. „Unsere Empfehlung ist das Zuschussmodell. Sie haben dabei kein operatives Risiko“. Hierbei sei die Investitionshöhe der Kommunen deutlich niedriger, nur die Deckungslücke sei zu finanzieren, allerdings wäre das Netz dann auch nicht in der Hand der Kommunen, so Rickert. Bei der Eigenrealisierung wiederum bestehe immer das Risiko, dass die Telekom die wirtschaftlichen Bereiche selbst ausbaut und somit die Pläne der Kommunen und damit auch die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens durchkreuzt. Mit vielen Informationen wurden die Stadtverordneten dann in den Abend entlassen. Ein Beschluss wurde noch nicht gefasst, denn am Montag berät der Magistrat über die Vorlage. Am 21. Februar könnte die Entscheidung, ob und wie der NGA-Ausbau erfolgen soll, in der nächsten Stadtverordnetenversammlung fallen. Deshalb bat Bürgermeister Gottfried Störmer alle Fraktionen im Vorfeld intensiv zu diskutieren. Eva Wiegand