Reise bis „Endschdadsjon Booschdadd“ mit allem Komfort
BÜRSTADT-RIEDRODE – In den ICE Katharina Schweinenabel waren eine Menge Leute zugestiegen, nur noch wenige Sitzplätze waren frei – genau richtig für die beiden lustigen Kegelschwestern Uschi und Thea, die es sich mitten im Großraumabteil mit Sekt und Keksen gemütlich machten. Jemand zugestiegen? DB-Fahrkartenkontrolleurin Eleonore knipste ein Loch in die Fahrkarte, die Susi aus ihrer Handtasche fischte. Wie allen bekannt, die mit der Deutschen Bahn im ICE unterwegs sind, ist auf den Service am Platz Verlass. Bei der Fahrt am Freitagabend schoben die freundlichen Servicekräfte Irene und Freddi ihre vollgepackte „Brezel-Chaise“ mit Sekt, Sainäwwel-Cocktail und Worschdebrödche durch die Gänge, kassierten sogleich ab und stellten die Fahrgäste zufrieden. Aus der Ansage zuvor hatten sie erfahren: „Alles was reinkimmt wird für einen guten Zweck gespendet“. Außerdem noch der Hinweis „die Wertsache bitte laie zu lasse“ und nach dem zweiten Akt ist fertich“. Da hieß es zugreifen, um für die kommenden zwei Stunden gestärkt zu sein, denn „es lacht sich besser im Sekt im Blut“. Froh sein konnten die Fahrgäste auch, weil nämlich am Montag gestreikt werde, wurden sie aufgeklärt. Dann passierte, worüber sich geübte Zugfahrer nicht wundern: Endstation wegen Triebwerkschaden, was sich in diesem Fall zu einer dauerhaften Betriebsstörung entwickelte. Doch wenn die Endstation Bobstadt heißt, ist einiges geboten, wie die Zuschauer als Mitreisende in der Aufführung der Bürstädter Theatergruppe „Die Sainäwwel“ am Freitagabend im ausverkauften Bürgerhaus Riedrode miterlebten. Keine Weiterfahrt, kein Taxi, kein Handyempfang, keine Toilette – da ist Nervenstärke angesagt. Landstreicher Konrad, mit sich und der Welt zufrieden, meinte: „Schnaufe Sie mal ganz tief dorch“. Und Motivationstrainerin Susi animierte ihre Mitreisenden zu ihrem bewährten „positiven Powerprogramm“. Da hat das Publikum gut lachen. Victoria, die erfolgreiche Businessfrau, verfällt mit ihren Mitreisenden auf schräge Ideen und Klarissa als Verschwörungstheoretikerin glaubt wirklich, dass die Deutsche Bahn alles insgeheim plant. Als dann noch wie zuvor gewarnt Franz auftaucht, muss Polizistin Ramona wieder eingreifen. Ende gut, alles gut? Am Ende spendete das Publikum viel Applaus. Theaterautorin Winnie Abel hatte ihrer Bahnhofskomödie den Titel „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ gegeben, was sie als profunde Kennerin des Bahnfahrens ausweist, die „Die Sainäwwel“ passten das Stück mundartlich auf hiesige Verhältnisse an. Regie führte Roswitha Gebhardt. Für Doris Tannenberger war es der 275. Auftritt, dafür erhielt sie von der 1. Vorsitzenden Gabi Schäfer-Bauer einen Blumenstrauß. In seiner Schlussrede warb Markus Kern nach der langen Zeit der Corona-Pause um Nachwuchs, damit sich das Publikum auch zukünftig an den Sainäwwel-Stücken erfreuen könne. Bis zum 15. April stehen insgesamt acht Auftritte auf dem Spielplan. Weitere Informationen unter www.sainaewwel.de/aktuellesstueck.htm. Hannelore Nowacki
Information
Die Mitwirkenden sind: Gabi Schäfer-Bauer und Doris Tannenberger als Kegelschwestern Uschi und Thea, Anita Reischert („Buisenesfrau“ Victoria), Annkathrin Morweiser (Verschwörungstheoretikerin Klarissa), Simone Kipfstuhl (Motivationstrainerin Susi), Roswitha Gebhardt (Regie und Polizistin Ramona), Markus Kern (Franz), Norbert Gebhardt (Konrad), Irene und Freddy Kruschenski als DB-Servicekräfte, Eleonore Röchner (DB-Kontrolleurin), Matthias Brenner (DB-Ingenieur). Maskenbildnerinnen: Anastasia Tremmel und Walli Baierle. Licht und Ton: Karin Seidel und Michael Baierle.