Sichtbares Zeichen wider das Vergessen

Bürgermeister Erich Maier und Stadtverordnetenvorsteherin Brigitte Stass gedachten gemeinsam mit zahlreichen Lampertheimern den Opfern der Reichspogromnacht. Foto: Benjamin Kloos
LAMPERTHEIM – Es schien, als würde der Himmel am Sonntagmorgen für jedes der zahllosen Opfer der Nazidiktatur eine einzelne Träne weinen wollen – passend zur Gedenkstunde an die Zerstörung der Synagoge und der Gräueltaten an den jüdischen Mitbürgern am 9. und 10. November 1938. Bei strömenden Regen hatten sich dennoch zahlreiche Bürger am ehemaligen Standort des jüdischen Gotteshauses im Herzen Lampertheims versammelt, um würdig der Opfer zu gedenken und gleichzeitig ein sichtbares Zeichen gegen Intoleranz, Rassismus und wieder aufkeimenden Antisemitismus zu setzen.
Bürgermeister Erich Maier erinnerte in einer bewegenden Rede an das Unrecht, das von 1933 bis 1945 besonders den jüdischen Mitbürgern Lampertheims widerfahren ist. Dabei war es ihm ein besonderes Anliegen, drauf hinzuweisen, dass Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus wieder zunehmen. „Dem gilt es mutig und frühzeitig entgegenzutreten“, forderte Maier auf. Einen historischen Abriss über die jüdische Geschichte Lampertheims, eine Interpretation eines jüdischen Liedes sowie ein Blick aus der Situation eines jüdischen Bürgers im Jahr 1938 – Schüler des Lessing-Gymnasiums brachten sich eindrucksvoll ein und ließen so die Erinnerung lebendig werden.
Stolz ist ein Wort, das von Bürgermeister Erich Maier selten in den Mund genommen wird – umso bedeutender war es, dass er es just im Rahmen dieser Gedenkstunde tat. „Ich bin stolz, dass bei diesen widrigen Bedingungen so viele Lampertheimer hierher gekommen sind, um gemeinsam zu gedenken. Bewahren Sie sich dieses Andenken, damit das Leid unserer jüdischen Mitbürger niemals vergessen wird“, richtete er am Ende der Veranstaltung das Wort an alle Anwesenden. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde mit zwei jüdischen Liedern durch die Musikschule Lampertheim. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der kommenden Ausgabe des TIP. Benjamin Kloos
no images were found