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Di., 27. August 2024, 14:03 Uhr
CDU-MITGLIEDERVERSAMMLUNG: Jürgen Eberle behält mit 53 Stimmen vor Michael Heidrich mit 47 Stimmen die Oberhand / 101 Stimmberechtigte
Weiche für den Bürgermeisterwahlkampf gestellt
Jürgen Eberle am Rednerpult nach seiner Wahl zum CDU-Bürgermeisterkandidaten. Foto: Hannelore Nowacki
BÜRSTADT – Der amtierende Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Eberle hat am Montagabend von der CDU-Mitgliederversammlung mit sechs Stimmen Vorsprung gegenüber Michael Heidrich das Startsignal für den Bürgermeisterwahlkampf bekommen. Bei der Wahl am 9. März 2025 werden die Bürstädter entscheiden, wer in den kommenden sechs Jahren an der Spitze der Verwaltung die Geschicke der Stadt Bürstadt maßgeblich mitbestimmen wird. Offiziell bekannt ist bislang, dass auch der bereits gekürte SPD-Kandidat Boris Wenz die Nachfolge von Bürgermeisterin Barbara Schader (CDU) antreten will. Bei der Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbandes hatten die Wahlberechtigten 101 Stimmzettel abgegeben: 53 Stimmen gingen an den 54-jährigen Jürgen Eberle, der 42-jährige Michael Heidrich erhielt 47 Stimmen, ein Stimmzettel war ungültig. Die beiden Kandidaten, Sieger Jürgen Eberle und der unterlegene Michael Heidrich, zeigten sich in kurzer Umarmung versöhnlich. Wahlleiterin Birgit Heitland dankte der CDU-Bürstadt für den „demokratischen Prozess“, der nach einer Mitgliederbefragung durch die einberufene Kandidatenfindungskommission unter Vorsitz des CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Meister zur Auswahl dieser beiden Kandidaten führte. Bürgermeisterin Barbara Schader sprach „von einem wichtigen Moment für unsere Stadt“ und wünschte sich bei allen Herausforderungen Rückgrat zu zeigen sowie weiterhin Dynamik bei politischen Beschlüssen und deren Umsetzung. Der CDU Bürstadt rät Schader: „Es ist ganz wichtig, geschlossen auf dem Fundament der CDU die Zukunft zu gestalten“.
Freude bei der Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes Julia Kilian-Engert, die Jürgen Eberle gratulierte und Ehefrau Christine Eberle einen Blumenstrauße überreichte. Foto: Hannelore Nowacki
Jürgen Eberle stellte sein Programm vor
Im Chorsaal des MGV Sängerlust erklangen am Montagabend keine Lieder, denn der CDU-Stadtverband hatte die Mitglieder zu einem demokratischen Abstimmungskonzert an diesen Ort der harmonierenden Töne eingeladen. Die Mitgliederversammlung fand in zwei Teilen statt, zunächst wurden die Delegierten zum besonderen Kreisparteitag gewählt, um über den Landesparteitag letztlich die Landesliste zur nächsten Bundestagswahl am 28. September 2025 zu wählen. Dicke Luft im übervollen Saal, aber insgesamt eine harmonische Stimmung, die sich nach etwa einer dreiviertel Stunde auch im zweiten Teil zur Wahl des Bürgermeisterkandidaten fortsetzte. Eine Prise Frischluft zum Durchatmen konnten sich die Mitglieder draußen holen. Kritische Nachfragen kamen nach der Vorstellung der Kandidaten nicht auf, lediglich ein Mitglied fragte beide, welche Führungskompetenzen sie für die über hundert Rathausmitarbeiter mitbrächten, die in ganz unterschiedlichen Berufen tätig seien. Beide Kandidaten ließen die Zuhörer wissen, dass sie über Personalerfahrung verfügten. Zehn Minuten Redezeit der Kandidaten hatte die Wahlleitung vorgesehen. Erster nach dem Alphabet war Jürgen Eberle. Den Entschluss zu kandidieren habe er nach 30 Jahren im Bauwesen und 27 Jahren politischer Erfahrung in Absprache mit seiner Familie gefasst. Er ist selbständiger Bauentwickler und Bauingenieur, verheiratet, hat eine Tochter und ist seit 2021 wieder Stadtverordnetenvorsteher. Bürstadt sieht er als lebensfrohe und sportbegeisterte Stadt, auch als Stadt der Vereine, die er seit Jahrzehnten begleite und durch eine neue Plattform zur Gewinnung neuer Mitglieder unterstützen möchte.
Gemeinsam Ideen entwickeln
Als weitere Schwerpunkte seines Programms nannte Eberle die „gesunde Stadt“ mit einem zukünftigenFacharztzentrum in der Innenstadt. Wegen des Platzmangels präferiert er zur Wohnraumschaffung verdichtetes Bauen und die „Vertikalisierung“, also das Bauen in die Höhe. Mehrgenerationenwohnen und diverse Wohnprojekte will er mit der Grundstücksentwicklungsgesellschaft der Stadt umsetzen. Große Chancen sieht Eberle für Arbeitsplätze und Gewerbesteuer auf der 80.000 Quadratmeter großen Gewerbefläche im Bobstädter Mittelfeld Nord. Auf dem 4 Hektar großen Freizeitkickergelände soll die Tafel ihren neuen Standort bekommen und die Baugenossenschaft bauen können. Klimaschutz und erneuerbare Energien will Eberle auf 10.000 Quadratmetern entlang der B 44 mit Bürgerbeteiligung und lukrativer Entschädigung vereinen. Die Bürger lädt er ein, gemeinsam Ideen zu entwickeln, um die Stadt voranzubringen. Zuhörer, Ansprechpartner und vor allem Kümmerer wolle er sein – als Bürgermeister für alle Bürger. „Heimat ist dort, wo man Verantwortung übernimmt“, sagte er abschließend, gefolgt Applaus.
Enttäuschter Michael Heidrich nach der Abstimmung, mit 47 Stimmen gegenüber 53 Stimmen für den Gegenkandidaten Jürgen Eberle hatte es nicht zum CDU-Bürgermeisterkandidaten gereicht. Foto: Hannelore Nowacki
Michael Heidrich - Programm auf fünf Säulen
Mehr als zehn Minuten brauchte Michael Heidrich für sein 5-Säulen-Programm, das der 42-jährige Executive Director (kaufmännischer Geschäftsführer) und selbständige Gastronomiebetreiber, der Betriebswirtschaft studiert hat und Vater dreier Kinder ist, mit Aufbruch, Erneuerung und Modernität beschrieb. Als „junger Kandidat“ stehe er für frischen Wind und neue Energie sowie Bürgernähe, Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz. Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität, Bildung und Soziales, Sicherheit und Bürgernähe als programmatische fünf Säulen konkretisierte Michael Heidrich im Detail. Dazu gehören konsolidierte Finanzen mit Gewerbesteuer und Fördertöpfen, Geld für Investitionen und ein Bürgerhaushalt. Für ein kleines Technologiezentrum plädiert er und will den regelmäßigen Austausch mit der Wirtschaft und den Einzelhandel unterstützen. Für Radwege und E-Ladesäulen sowie die Reduzierung des Flächenverbrauchs und Förderung sozialen und bezahlbaren Wohnraums trete er ein. Eine Kita-App wolle er einführen und mit einem Kita-Programm Fachkräfte gewinnen. Die häusliche Betreuung im Alter auf privater und professioneller Basis wolle er unterstützen und ein Ärztehaus etablieren. Sicherheit sei ein Grundbedürfnis – Dunkelräume sollen eliminiert werden. Bürgernähe bedeutet für Michael Heidrich: Wünsche und Sorgen der Bürger ernstnehmen, eine offene Bürgersprechstunde und Stadtspaziergänge sowie bürgerfreundliche Öffnungszeiten des Bürgerbüros und eine digitalisierte Verwaltung. Seinem Credo folgte Applaus: „Politik von Menschen, mit Menschen und für Menschen“.
Kandidatenfindung nach Mitgliederbefragung
Beim ersten Treffen im Februar besprach die einberufeneKandidatenfindungskommission unter Leitung von MdB Michael Meister den Mitgliederbrief zur Kandidatenbefragung, die Rückläufe wurden beim Treffen im März gemeinsam geöffnet, wie Meister betonte. Mit den sieben vorgeschlagenen Personen wurden Gespräche geführt, dann folgten im April Gespräche anhand eines Fragenkatalogs strukturiert mit drei Personen, die ihre Bereitschaft zur Kandidatur signalisiert und ihren Lebenslauf vorgestellt hatten. Beim Treffen im Mai wurden die Gespräche bewertet und alle drei Kandidaten für geeignet befunden. Nach Rückzug eines Bewerbers verblieben Jürgen Eberle und Michael Heidrich. In der Kommission wirkten die CDU-Parteivorsitzende, die CDU-Fraktionsvorsitzende sowie je ein Vertreter der CDU-Senioren der Jungen Union Ried mit.