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So., 14. Februar 2021, 18:56 Uhr
Briefkasten gibt Hofheimer Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit mitzubestimmen
Familienzentrum St. Michael startet das Projekt Kinderrechtspfad
HOFHEIM – Über Probleme diskutieren, Kompromisse finden, den Alltag aktiv mitgestalten – dazu haben Kinder ein Recht. Partizipation ist seit einigen Jahren Schwerpunkt des Katholischen Familienzentrums St. Michael. Um den Kinderrechten einen angemessenen Stellenwert zu geben, möchte die Einrichtung im Ort einen Kinderrechtspfad mit mehreren Stationen errichten. Am Donnerstag fiel der Startschuss.
„Dieses Thema braucht mehr Aufmerksamkeit und muss in die Öffentlichkeit getragen werden“, freute sich Leiterin Heike Kissel-Eltrop, dass es nun endlich los geht. Bereits 2019 habe es in Sachen Kinderrechtspfad einen Austausch mit Elternbeirat, Förderverein, Ortsvorsteher Alexander Scholl und der Stadt gegeben. Dann kam Corona. Doch davon wolle man sich nicht länger ausbremsen lassen, gerade jetzt sei es „umso wichtiger, dass Kinder und Jugendliche gehört werden“. Los geht es deshalb mit der Station „Recht auf Versammlung und Mitbestimmung“. Ein Briefkasten in der Kirchstraße 59 lädt Kinder und Jugendliche ein, ihre Meinung, Ideen, Wünsche und Visionen mitzuteilen – auch gerne in gemalter Form.
Er sei von Anfang an von der Idee begeistert gewesen, dankte Ortsvorsteher Alexander Scholl den Verantwortlichen des Familienzentrums für ihr Engagement. Da die geplanten Stationen über das gesamte Stadtteilgebiet verteilt seien, werte dies viele Stellen auf. „Ich bin ein Verfechter von Bürgerbeteiligung, hier ist es ganz konkret, dass Kinder und Jugendliche miteinbezogen werden.“ Als dreifacher Vater sei er mit der Materie bestens vertraut, bemerkte er schmunzelnd. Der Briefkasten – von den Kita-Kids mit bunten Handabdrücken aufgepeppt – könne von allen Hofheimer Kindern und Jugendlichen genutzt werden. Deshalb stehe dieser auch außerhalb, für jeden zugänglich, so Scholl. Der Briefkasten werde in regelmäßigen Abständen geleert und die Anliegen in den politischen Gremien zur Sprache kommen. Der sechsjährige Jonas Weber machte am Donnerstag schon mal einen Vorschlag: „Eine BMX-Bahn wäre cool.“
Für den Ersten Stadtrat Marius Schmidt war es seit seinem Amtsantritt Anfang Februar der erste Live-Besuch in einer Kita, momentan lernt er die Leiterinnen nur per Online-Meeting kennen. Vor wenigen Tagen war Lampertheim mit dem Qualitätssiegel „Kinderfreundliche Kommune“ ausgezeichnet worden, „jetzt können wir eine Maßnahme, die diesen Geist atmet, der Öffentlichkeit übergeben“, sagte Schmidt. Auch in der Kernstadt arbeite man gerade an einem Kummerkasten, der an einem Kinderrechtsbaum im Stadtpark installiert werden soll. Hofheim habe hier sozusagen die Pionierarbeit geleistet. Kinderrechte lebten davon, „dass man sich immer wieder ihrer selbst vergewissert und lernt, die Welt aus Kinderausgen zu sehen“, so Schmidt. Kinder hätten Rechte und seien von Entscheidungen genauso betroffen wie Erwachsene, das werde oft vergessen, gerade jetzt in Coronazeiten. Der Pfad solle weiterwachsen, auf seine Unterstützung könne man zählen.
Auch Gerhard Keim, stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender, lobte die „tolle Aktion“, die eine wichtige Außenwirkung habe. Im Laufe des Jahres werden weitere Stationen entstehen, immer mit einem Aufforderungscharakter und der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Erzieherin Marion Milius, die der Arbeitsgruppe Kinderrechtspfad angehört, hat mit Kita-Kindern zum Thema Mitbestimmung einen Podcast aufgenommen, der auf www.kita-stmichael-lampertheim.de und bei facebook aufgerufen werden kann. Petra Gahabka
Info
Am Briefkasten informiert ein Schild über das „Recht auf Versammlung und Mitbestimmung“:
„Kinder sollen ihre Meinung sagen und angehört werden. Kinder dürfen bei Entscheidungen, die sie betreffen, mitsprechen. So steht es in Artikel 12, 13 und 15 der Kinderrechtskonvention. Mit diesem Briefkasten haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern und Anregungen zu geben. Die Kinder und Jugendlichen werden unter Einbezug der örtlichen Politik in regelmäßigen Abständen zu den eingebrachten Ideen und Anregungen angehört“.