KREIS BERGSTRASSE – Die Fakten machen nachdenklich. Alle zwei Tage töten ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. Jede 3. Frau ist in Deutschland Opfer von Gewalt in der Partnerschaft und fast immer sind Kinder mit betroffen. Der Tod von 155 Frauen wäre alleine 2023 vermeidbar gewesen, wenn Maßnahmen von Prävention, Schutz und Hilfe gegriffen hätten. Es liegt auf der Hand, dass der Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt und der Verein Frauenhaus Bergstraße e.V. auch in diesem Jahr wieder mit einer kreisweiten Aktion auf die Problematik aufmerksam machen wollten. Unterstützung gab es von seitens des Landrates und den Gleichstellungsbeauftragten. Durch die Verteilung von über 100.000 Brötchentüten in den Bäckereien und Backshops der Region, soll bei den Bürgern Aufmerksamkeit mit dem Aufdruck „Nein zu Gewalt an Frauen“ erzielt werden. Ein Hinweis zum Hilfetelefon (Beratung und Hilfe für Frauen, mit der bundeseinheitliche Rufnummer 116 016 täglich 24 Stunden erreichbar – weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de), ist ebenfalls auf den Brötchentüten ersichtlich und bietet Betroffenen Unterstützung im Falle von Bedrohung oder tatsächlichen Gewaltakten.
Die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit mittels niedrigschwelliger Hilfs- und Unterstützungsangebote auf das Thema „Häusliche Gewalt“ aufmerksam zu machen, ergibt sich aus den Zahlen, die das Bundeskriminalamt 2023 in seinem Bundeslagebild veröffentlichte. Demnach erlebte eine Frau in Deutschland alle vier Minuten Partnerschaftsgewalt. Jede dritte Frau in Deutschland ist statistisch mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen. Das sind mehr als 12 Millionen Frauen. 167.865 Frauen wurden Opfer von Partnerschaftsgewalt, 132.966 Frauen erlebten Gewalt in einer (Ex-) Partnerschaft, 36.279 Frauen zeigten ihren (Ex-) Partner wegen Bedrohung, Stalkin oder Nötigung an, 331 Frauen wurden Opfer von (versuchtem) Mord oder Totschlag, 4.633 Frauen erlebten sexualisierte Gewalt durch ihren (Ex-) Partner. Schwer vorstellbar, aber Fakt: das eigene Zuhause ist für viele Frauen weltweit der gefährlichste Ort!
Gewalt gegen Frauen ist ein gravierendes Problem. Der Prozentsatz der betroffenen Frauen, die die bestehenden Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen nutzen, liegt laut Angaben des bundesweiten Hilfetelefons bei lediglich 20 Prozent. Gründe sind beispielsweise Scham oder die Meinung, keine Unterstützung zu benötigen sowie die Annahme, dass es sich bei den Übergriffen nur um eine „Bagatellsache“ handeln würde. So ist wichtiger denn je mit der kreisweiten Brötchentüten-Aktion, die bis Anfang Dezember läuft, die Öffentlichkeit zu suchen. Als Aktionstag ist der 25. November fester Bestandteil im Kalender sämtlicher Akteure, die zudem im Rahmen der Orange-Days durch das Hissen von Fahnen ein sichtbares Zeichen „Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ an Rathäusern oder anderen öffentlichen Gebäuden und Plätzen setzen.
Steffen Heumann
Hintergrund
Seit 1999 ist der 25. November der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“. Dieser Gedenktag geht auf die Ermordung der Schwestern Mirabal zurück. Die Schwestern Mirabal, wurden 1960, nach mehreren vorangegangenen Verhaftungen, in der Dominikanischen Republik durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt und schließlich ermordet. Auf internationaler Ebene widmen die Vereinten Nationen (United Nations, UN) seit mehr als 20 Jahren den 25. November der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Die UN-Generalversammlung hatte den internationalen Aktionstag im Dezember 1999 beschlossen. (Quelle: Wikipedia)
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