LAMPERTHEIM – Nach 30 Jahren im Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Lampertheim hieß es vom altgedienten Mehrzweckboot „Herbie“ Abschied zu nehmen. Selbst die Beschaffung von Ersatzteilen habe sich in der Gegenwart als problematisch erwiesen, so Erster Stadtrat Marius Schmidt. Allerdings war der Montagnachmittag in den Räumen der Feuerwache eher freudiger Natur. Anlass seiner Begrüßung war die Übergabe eines neuen und modernen Mehrzweckbootes, dass den Floriansjüngern künftig zur Verfügung stehen wird. Mit 250.000 Euro schlug die Anschaffung auf Grundlage eines Magistratsbeschlusses aus dem Jahr 2023 inklusive Fördergeldern zu Buche. „Einsätze ja, aber immer ohne Schaden“, wünschte Marius Schmidt, „und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“. Schmidt betonte abschließend die Notwendigkeit und überörtliche Bedeutung eines Mehrzweckboot für die erste hessische Stadt entlang des Rheins im Rahmen der Daseinsvorsorge, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.
Stadtbrandinspektor Sven Gleißner erläuterte das Prozedere von den Planungen bis zur Realisierung, das die Kameraden leidenschaftlich begleitet hätten, um ein Boot mit optimalen Eigenschaften in Auftrag zu geben. Fündig wurde man bei einem Bootsbauer in Andernach. Der Vorteil, so Gleißner: „Das Boot wurde vom ersten Blech bis zum Schluss von einem Fachmann gebaut“. Für die Aufbauten war ein Weinheim Unternehmen zuständig. Echolot, Sonar und Wärmebildkamera zählen ebenso zur Ausstattung des rund 8 Meter lange und 2,5 Meter breiten Bootes, wie zwei Honda-Außenbordmotoren à 100 PS.
„Norbert und Boote, das passt“, erklärte Wehrführer Thorsten Gutschalk mit Bezug auf die Namensgebung. Ausschlaggebend war nicht der beliebte Name germanischen Ursprungs, sondern vielmehr die Wertschätzung für den verstorbenen Wehrführer Norbert Oelze, der in Reihen der Feuerwehr unvergessen bleibe. Seine positive Einstellung und leidenschaftliches Engagement über Jahrzehnte für die Belange der Feuerwehr, fanden über die Grenzen der Stadt hinaus große Anerkennung. Silberne Stadtplakette, Landesehrenbrief oder das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold – nur einige der Auszeichnungen, die Norbert Oelze zu Teil wurden, seien an dieser Stellen genannt. Thorsten Gutschalk hob hervor, dass über vieles bei der Feuerweher diskutiert worden sei, aber nicht bei der Namensgebung für das Mehrzweckboot. Sichtlich gerührt übernahm die Nichte des verstorbenen früheren Wehrführers, Claudia Oelze-Volk, das Taufzeremoniell. „Norbert sah sich mehr in Hintergrund, aber ich bin sicher, dass er stolz auf die Ehre gewesen wäre, fügte Claudia Oelze-Volk. Schließlich sei die Namensgebung ein Beleg dafür, dass ihn seine Kameraden nicht vergessen haben. „Ihm und seiner Besatzung wünsche ich stets eine gute Fahrt sowie eine sichere Heimkehr“, so Oelze-Volk abschließend.
Anerkennungen und Ehrungen
Der würdige Rahmen der Veranstaltung wurde auch genutzt, um Anerkennungsprämien für langjährigen Einsatz bei der Feuerwehr zu überreichen und das silberne und goldene Brandschutz-Ehrenzeichen für 25 Jahre und 40 Jahre treuen Dienst zu verleihen. Mit zwei Ehrungen wurde das Engagement von Klaus Reiber, von 2006 bis 2021 Stadtbrandinspektor, gewürdigt. Reiber erhielt neben zahlreichen Ehrungen zuvor, darunter 2018 das Goldene Feuerwehr-Ehrenzeichen am Bande, am Montag die Goldene Katastrophenschutzmedaille für 40 Jahre aktiven Dienst im Katastrophenschutz und dem silbernen Brandschutz-Verdienstzeichen am Bande für besondere Verdienste um den Brandschutz. „Eine beachtliche Leistung für das Mitwirken in einer kommunalen Feuerwehr“, nahm Markus Stracke, stellvertretender Kreisbrandinspektor, Bezug auf die besondere Vita von Klaus Reiber. Reiber selbst entgegnete, dass man eine solche Ehre zwar erhalte, aber nicht alleine erfüllen könne. „Das geht nur mit euch“, dankte Klaus Reiber allen Kameraden für deren wertvolle Unterstützung vor allem in der jüngsten Vergangenheit.
Wie zuvor bereits Markus Stracke verlieh auch Clemens Englmeier vom Regierungspräsidium Darmstadt seinem Wunsch Ausdruck, dass die Lampertheimer, als südlichste Wehr Hessens, die sich über das normale Maß hinaus engagiere nach ihren Einsätzen – auch mit dem neuen voluminösen Boot – immer gesund zum Standort zurückkehren möge und mit dem neuen Einsatzmittel erfolgreich tätig sein wird. Der Landkreis habe zwar keine eigene Feuerwehr, ergänzte Markus Stracke, „aber 22 Gemeinden, die mit ihren Einsatzkräften ein gutes Miteinander pflegen“.
Steffen Heumann
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