RIED – Die Abkürzungen NORIE und PauLa hören sich als Wort gesprochen griffig an und sind in sechs Kommunen des Kreises Bergstraße seit fünf Jahren allen geläufig, die sich mit dem Thema Gesundheitsversorgung befassen. Im Januar fand in Lorsch die Abschlussveranstaltung für den fünfjährigen Förderzeitraum bis 31. Dezember 2024 statt. Besonders mit PauLa haben zahlreiche Senioren ohne Pflegegrad und deren Angehörige seit drei Jahren bei Veranstaltungen und in persönlichen Gesprächen Bekanntschaft gemacht und hilfreiche Hinweise und Tipps bekommen. In der aufsuchenden Arbeit wurden 467 Personen beraten. PauLa soll bleiben, weiterhin werden die beiden Fachkräfte informieren und beraten, damit Senioren möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung eigenständig leben können. PauLa arbeitet unabhängig, neutral und kostenlos. Als das Projekt Psychosoziale Fachkraft auf dem Land (kurz: PauLa) vor drei Jahren im Rahmen von NORIE ins Leben gerufen wurde, war Christina Adler-Schäfer alleinige Fachkraft, bald erhielt sie mit Michaela Weber Verstärkung. Initiativen zur Gesundheitsförderung, Prävention und Stärkung der Selbstbestimmtheit älterer Menschen gehören zu ihren Aufgaben wie auch die persönliche Beratung und Verweis auf Beratungs- und sonstige Anlaufstellen. In den sechs Riedkommunen bieten sie Sprechstunden-Termine an und sind auch zu beratenden Hausbesuchen unterwegs. Auch Veranstaltungen mit Polizei und Seniorenbeirat, zur Sturzprophylaxe und zum Rollatortraining, zur digitalen Gesundheitskompetenz und Ausbau der Nachbarschaftshilfe wurden angeboten. Gut sei auch das Projekt „Belebte Friedhöfe“ angenommen worden. Adler-Schäfer berichtete von einer „Riesenbandbreite“ von Problemen und Anliegen, die auf PauLa zukommen. Dank der guten Vernetzung mit diversen Netzwerkpartnern können Informationen vermittelt werden, mit denen die Menschen weiterkommen. Die Personalkosten werden derzeit überwiegend vom Land Hessen und anteilig vom Kreis Bergstraße getragen, der seit Projektbeginn die Kosten für Arbeitsmittel, Dienstwagen und Spritkosten übernimmt. Die beteiligten sechs Kommunen Biblis, Bürstadt, Einhausen, Groß-Rohrheim, Lampertheim und Lorsch kommen für die Räumlichkeiten auf. Mit den Bürgermeistern ist PauLa im stetigen Austausch. Das Projekt PauLa als eine Säule im Leistungsspektrum des Fachbereichs Gesundheitsversorgung im Gesundheitsamt wird nach einer Richtlinie zur Förderung von Gemeindepflegern für die Jahre 2023 bis 2026 gefördert durch das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG), das von der früheren Bergsträßer Ersten Kreisbeigeordneten Diana Stolz geführt wird.
Foto: Hannelore Nowacki
Wie es ohne Landesförderung weitergeht
Um die Bewertung der bisherigen Erfahrungen mit dem Netzwerk Ortsnahe Gesundheitsversorgung Ried (kurz: NORIE) und Projekt PauLa sowie um die Weiterentwicklung regionaler gesundheitlicher Versorgungsstrategien ging es bei der offiziellen Abschlussveranstaltung im Lorscher Museumszentrum. Eingeladen waren die Bürgermeister der sechs beteiligten Kommunen, relevante Kooperationspartner des Netzwerkes sowie Mitglieder von Ärztenetzwerken und Vertreter hiesiger Gesundheitseinrichtungen. NORIE wurde vom Land Hessen im Zeitraum von fünf Jahren jährlich mit 20.000 Euro, insgesamt mit 100.000 Euro gefördert. Wie der Kreis Bergstraße dem TiP auf Nachfrage mitteilte, wird der Fachbereich Gesundheitsversorgung im Rahmen der Aufgaben des Gesundheitsamtes Heppenheim weitergeführt werden. Demnach gehören dazu in Hessen Versorgungsanalysen und Gesundheitsberichte, strategische Grundsatzarbeiten zur Gesundheitsversorgung sowie regelmäßige lokale Gesundheitskonferenzen oder Netzwerktreffen. Aktuelle Gesundheitsthemen und Gesundheitsgefahren sind zu identifizieren sowie die präventiven Maßnahmen zur Gesunderhaltung anzustoßen, nachhaltige Versorgungsstrategien sind zu koordinieren. Fachbereichsleiterin Jennifer Jarke machte die Bedeutung von Gesundheitskompetenz und Gesundheitsversorgung an den Ausgaben deutlich – die Gesamtausgaben 2022 in Deutschland beliefen sich auf 498 Milliarden Euro. Immer wichtig sei die Hilfe zur Selbsthilfe und zu wissen, wo es Hilfe gibt. Als Ziel gibt sie die Kosteneffizienz an, die durch die digitale Kompetenz gefördert werden könne – mit Hilfe der elektronischen Gesundheitskarte oder Anmeldung zum Arzttermin im Internet. Der Lorscher Bürgermeister Christian Schönung sprach in seinem Begrüßungswort von „einigen Baustellen“ in der ärztlichen Versorgung. Die interkommunale Zusammenarbeit mit PauLa sei „super toll“ gelaufen. Landrat Christian Engelhardt pflichtete Schönung bei, betonte aber auch die Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigung und Politik eine qualitativ hochwertige gesundheitliche Versorgung flächendeckend zu schaffen. Rückblickend spricht Gesundheitsdezernentin Angelika Beckenbach von einer Erfolgsgeschichte, insbesondere auch von PauLa in der Vorreiterrolle. Überregional werde in der Metropolregion Rhein-Neckar auf Themenfeldern wie der ärztlichen Versorgung zusammengearbeitet. Im Kreis Bergstraße gebe es den Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin und die Hebammenarbeit.
Hannelore Nowacki
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