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Fr., 08. November 2019, 08:41 Uhr
Umgestaltung am Bahnhof mit Online-Bürgerbeteiligung bis 1. Dezember
Studenten suchen nach städtebaulichen Lösungen für das Bahnhofsumfeld
25 zukünftige Städteplaner machten sich vom Stadthaus auf den Weg zum Bahnhof, um die augenfälligen Probleme vor Ort zu erkunden. Foto: Hannelore Nowacki
LAMPERTHEIM – „Wir suchen uns immer eine Stadt, die eine spannende Aufgabe hat“, erklärte Professor Holger Schmidt von Technischen Universität Kaiserslautern im Gespräch mit dem TIP. Schmidt ist im Fachbereich Raum- und Umweltplanung zuständig für das Fachgebiet Stadtumbau und Ortserneuerung und bietet seinen Master-Studenten im 9. Semester jedes Jahr einen Kurs in Stadt- und Regionalentwicklung an, diesmal war die Wahl auf Lampertheim gefallen, das erste Mal in Hessen. Hier geht es um die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes, die im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vorgesehen ist. Der Auftrag für die 25 Studenten, die einen ganzen Arbeitstag in Lampertheim verbrachten, war beim Rundgang am Bahnhof einen Überblick über das Planungsgebiet zu bekommen. Anschließend wurde in acht thematischen Arbeitsgruppen selbständig analysiert und bewertet.Themen sind Barrierefreiheit, Bewegungsströme, Begrünung und Stadtmöblierung, dieNutzer des Bahnhofs und vieles mehr. Die Ergebnisse und Entwürfe werden am 4. Dezember in einer Planungswerkstatt in Lampertheim mit fachkundigen Bürgern und Experten besprochen. Nach zwei bis drei Wochen soll es ein Zwischengespräch mit der Stadtverwaltung geben, kündigte Schmidt an. Planungsalltag sei, dass man noch nicht wisse, was herauskommt, doch er sei sicher, dass es tolle Entwürfe geben werde und bekräftigte: „Die Stadt bekommt sehr genaue Analysen und kann sich die Bausteine herausnehmen“. Denn das Projekt sei in Modulen aufgebaut. Nur mit Bürgerbeteiligung gelinge es, machte die Projektbetreuerin, Diplom-Ingenieurin Ragna Körby, deutlich, das sei für die Kommunen jedoch oft schwer umzusetzen, ganz anders in Lampertheim – das Bürgerportal „sag’s doch mol“ nannte sie eine Innovation“. In einer öffentlichen Abschlussveranstaltung am 19. Februar, zu der alle Bürger eingeladen sind, werden die Entwicklungskonzepte vorgestellt. Die Stadt Lampertheim unterstützt die Arbeiten mit Informationen und den Ergebnissen aus der Bürgerbeteiligungsplattform „sag’s doch mol“. Bürgermeister Gottfried Störmer begrüßte die zukünftigen Städteplaner im Sitzungssaal des Rathauses und umriss den Auftrag: „Mit Ihnen gemeinsam wollen wir das Bahnhofsumfeld neu strukturieren“. Es solle gut aussehen, dürfeauch den grünen Gedanken enthalten, von größter Bedeutung sei aber die Funktionalität. Denn immerhin 3.500 Pendler täglich, morgens und abends, kommen an den Bahnhof, teilweise mit Auto. Der Vorplatz soll ein zentraler Verkehrsknotenpunkt sein, aber nicht in der Optik eines Verkehrsplatzes. „Das ist eine Herausforderung“, meinte Störmer. Ein dickes Werk namens ISEK hatte Störmer mitgebracht, ein Konzept, das Ziele für dasBahnhofsumfeld nennt. Eine deutliche Aufwertung soll erreicht werden, mit Stärkung der Funktionen im Öffentlichen Personennahverkehr, mit mehr Aufenthaltsqualität und Nutzungsvielfalt. Womit Störmer auch die Aufgabenstellung beschrieben hatte, die er den Studenten nun an die Hand gebe. Christian Pfeiffer, Pressesprecher der Stadt Lampertheim, erklärte den Studenten, wie diese Bürgerbeteiligung funktioniert.
Die Studenten der TH Kaiserslautern haben eine spannende Aufgabe übernommen. Im Hintergrund das Bahnhofsgebäude, das sich in Privatbesitz befindet. Foto: Hannelore Nowacki
Für Betreuung und Auswertung sei eine Agentur in Darmstadt beauftragt, die das Portal mit einer interaktiven Karte des Planungsgebiets freischaltet, abFreitag bis zum 1. Dezember für drei Wochen. Man meldet sich an und kann sich zu drei Kategorien mit Kommentar und Setzen von Pins in drei Farben äußern – wo hält man sich gerne auf, welche Orte sind gut, haben aber mehr Potenzial und welches sind kritische Orte. Beim Thema Stadtumbau waren auf diese Weise 53 Ideen zusammengekommen. Fragen der Studenten an den Bürgermeister betrafen unter anderem die Beteiligung von Schulen am Stadtumbau. Mit den Schulleitungen sei die Stadt ständig im Gespräch, klärte Störmer auf, zudem gebe es beim Stadtumbau verpflichtende Gremien wie die Lokale Partnerschaft. Das Planungsgebiet schauten sich die Studenten draußen bei einem Rundgang zum Bahnhof an, zur Orientierung diente ihnen ein Plan in Schwarzweiß ohne Straßennamen. Ronny Feld und Michelle Göck, beide beim Tiefbauamt tätig, führten die Gruppe. Professor Schmidt lenkte die Aufmerksamkeit der Studenten auf die „irreführende Verkehrsführung“, auf das heruntergekommene Bahnhofsgebäude und die gepflegte historische Bebauung gegenüber. „Welche Empfehlung geben wir der Stadt mit diesem Gebäude umzugehen?“ Angesichts des Zustandes des Bahnhofsgebäudes eine echte Herausforderung. Ein kritischer Blick fiel auf die Fahrradständer, auf die Grünanlage mitGebüsch unter den Bäumen und das Toilettenhaus, mit der Frage verbunden, ob dies der richtige Platz sei – man habe wohl eher einen pragmatischen Platz gesucht. Und wo ist überhaupt die Grundstücksgrenze? „Das ist eine typische Situation an Bahnhöfen“, fasste Professor Schmidt die ersten Eindrücke zusammen. Für weitere Erkundungen schwärmten die Studenten ins Bahnhofsumfeld aus. Hannelore Nowacki