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Mo., 28. März 2022, 09:41 Uhr
HISTORISCH: Verein für Heimatgeschichte Nordheim recherchierte mit dem Lampertheimer Stadtarchivar Hubert Simon und Carmen Daramus, Fotoarchiv Lampertheim
Holz sammeln in den Riedwäldern – Jahrhunderte lang eine notwendige Tätigkeit
Dieses Foto von Luise Hamm entstand wohl um 1900. Foto: Eduard Feldhofen II. / Stadtarchiv Lampertheim
RIED – Es sind nur einige Jahrzehnte her, da sind hunderte von Riedbewohnern mehr oder weniger regelmäßig in den Wald zum Holz sammeln gegangen. Holz als Energiequelle war das ganze Jahr notwendig. Nicht nur zum Heizen sondern auch zum Kochen. Die zuständigen Forstämter zeigten Verständnis und gaben für ein geringes Entgeld Holzsammelscheine aus. So wurde der Totholzanteil in den Wäldern etwas reduziert. Schadinsekten fanden weniger Unterschlupf und die zahlreichen Hirsche konnten sich ungehinderter bewegen. Viele der ärmsten Einwohner hatten noch nicht einmal ein Handwägelchen um das Holz heim zu fahren. Sie trugen das Sammelgut auf dem Rücken in Ihre Behausungen. So auch das Lampertheimer Original „die Luis“, Luise Hamm, im Jahr 1820 in Hüttenfeld geboren, diente sie ihr Leben lang als Magd bei Lampertheimer Bauern. Es gab noch keine Rentenversicherung und ihre alten Tage waren für sie beschwerlich. Während ihres langen Lebens war sie immer mit der Natur verbunden. Sie war gern im Wald, hat Kräuter gesammelt. Kalmus, Pimpernell, Ehrenpreis, Waldmeister und Kamillen waren ihr am liebsten. Bis ins Hemsbacher Feld haben sie ihre Streifzüge geführt. Dort gab es reiche Kamillenvorkommen, die nur sie alleine kannte. Trotz ihres harten Daseins hatte sie auch Humor. Wenn sie gefragt wurde, wie alt sie ist, antwortete sie „80 und 3 Johr“. Gleichzeitig fragte sie schelmich zurück “und wie alt bischt du?“. Vor 120 Jahren am 1. April 1902 starb sie. zg